Geschichtliches
Unsere hoch über dem heutigen Marktplatz gelegene ehemalige Wehrkirche wurde 1222 gemeinsam mit anderen erwähnt. Von ihr hat sich ein Teil des Turmes mit elf alten Schießscharten sowie große Teile der ursprünglichen Kirchhofmauer mit dem zugesetzten romanischen Tor erhalten.
Nachdem sich Sohland durch starken Zuzug von Exulanten aus Böhmen und Mähren seit dem 17./18. Jahrhundert außerordentlich vergrößert hatten, bot die Kirche zu wenig Raum.
1823 wurde die alte romanisch – gotische Kirche abgetragen und 1824 nach dem Entwurf von Carl Christian Eschke aus Zittau neu errichtet und dabei um 12,5 Ellen verlängert (ca 7 m ). In den schlichten klassizistischen Bau mit illusionistischer Stuckmalerei an Decke und Kanzelaltar sind neben Letzterem barocke Grabsteine aufgestellt worden. Besonders beachtlich sind die sehr guten Bildnis – Grabsteine früherer Pfarrer: Georg Gerschner (1692), Caspar Brestovin (1728) und Friedrich Longolius (1698). Die beiden kleinen Kristallkronleuchter stiftete die Sohlander Gutsherrschaft, den großen 1861 die Sohlander Jugend. Das Taufbecken stammt aus dem Jahr 1867.
Am Sonntag Exaudi 1898 wurde die gegenwärtige, von der Firma Eule in Bautzen gebaute Orgel geweiht. In den Fenstern hinter dem Kanzelaltar befinden sich die Bildnisse von Philipp Melanchthon und Dr. Martin Luther–1909 von der Firma R. Schlein aus Zittau gefertigt.
Die Bildfenster in der Winterkirche wurden von Gemeindemitgliedern am Ende des 20. Jahrhunderts geschaffen.
Erst 1846 ist die hölzerne Glockenstube vom alten Turm entfernt und durch den klassizistischen Granitaufbau mit Laterne, in Anlehnung an den Dresdner Architekten F. Thormeyer errichtet worden.
Die große Glocke (ES 1200 kg, Stundenschlag, Bronze) stammt von 1859 und die kleine Glocke (B, 320 kg, Viertelstundenschlag, Bronze) wurde 1920 vom Landesältesten Benno von Nostitz – Wallwitz gestiftet. Die noch vorhandene dritte Glocke aus Eisen müsste durch eine bronzene ersetzt werden. Drei Emporen verleihen der Kirche ein imposantes Gesicht. Egal, wo sich der Besucher aufhält: die Blickrichtung ist immer die zum schlichten Altar, dessen Aussagen „Soli Deo Gloria“ und „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid“ die Kernsätze des christlichen Evangeliums sind und jeden herzlich einladen.
Heiteres und Ernstes aus der Chronik:
Pfarrer Georg Gerschner (Bildnis links vom Altar zu sehen) war ab dem Jahr 1643 Pfarrer in unserer Gemeinde. Auszug aus der Orts-Chronik: Seine Grabinschrift bezeugt, daß er "nicht ohne mancherlei Mühe und große Gefahr herzhaftig gelebt, mit seiner ersten Ehefrau Sabina geb. Großmann aus Sebnitz 10 Kinder und mit der anderen Frau Maria geb. Mann 1 Töchterlein gezeuget hat, endlich lebenssatt in seinen Heiland sanft selig entschlafen im Jahre 1692 ... (red. Allerdings vemutlich aufgrund seines Lebenswandels in Ungnade gefallen, entging er im Jahr 1655 nur knapp seiner Entlassung und musste folgende Versprechen abgeben:) 1. daß Kretschamgehen soviel wie möglich zu vermeiden; 2. Spiel und Tanz gänzlich einzustellen;... 3. die Schlaghändel unterlassen und widerfahre Unbill bei der Obrigkeit anzeigen; wenn er verreiste, für Vertretung sorgen, auch nicht länger als drei Tage verreisen, es sei denn nach Dresden, so selten geschieht; 4. das Bierschänken auf der Pfarre abschaffen; ... 5. In den Kindtaufen und Bauerkollationen .. nicht länger als gehaltener Mahlzeit und Abdankung verharren; 6. von hausarmen kranken Leuten, so sonsten keinen Erwerb, und in den Häusern zu kommunizieren sind, nicht mehr als zwei Groschen zu nehmen... Endlich spricht Gerschner die Hoffnung aus, dass es die Herrschaft nicht so genau nehmen und ohne Beklagtens Verhör den Kläffern nicht so bald glauben werde, und verspricht nochmals, "sich äußerstens zu befleißigen, dass Lehre und Leben in christlicher Einfalt besser als zuvor zeit anhaltender Kriegsunruhen mit Gottes Hilfe übereinstimmen und viele Seelen gewonnen und Gott zugeführt werden möchten." ...